Football's Next Generation – die Fußballstars von morgen
 

Justin Kluivert | Ajax’s trickreicher Flügel 

Viele Ajax Fans fühlen regelrecht, dass dies die beste Ernte junger Talente seit sehr langer Zeit bei ihrem Klub ist. Das Erreichen des Europa League Finales konnte auch durch das Übermaß an vielversprechenden Youngstern realisiert werden und demonstriert, dass der niederländische Rekordmeister über ein exzellentes Scoutingsystem verfügt. Talente wie Kasper Dolberg, Matthijs de Ligt und Davinson Sanchez konnten die Erwartungshaltung in ihrer Debütsaison mehr als übertreffen. Das neue Ajax Juwel, welches wir euch heute vorstellen, wurde genauso unerwartet schnell an die Oberfläche der "Amsterdam Arena" gespült. Die Rede ist von Justin Kluivert, Sohn der ehemaligen Fußballlegende Patrick Kluivert

Justin konnte bereits in wichtigen Spielen sein Potenzial nachweisen, als er beispielsweise im Europa League Viertelfinale Davy Klaassens zweites Tor im Hinspiel gegen den FC Schalke 04 vorbereiten konnte. Der aktuelle U19-Nationalspieler hat bisher alle Juniorenteams der Niederlande durchlaufen und debütierte bereits mit zarten 17 Jahren in der abgelaufenen Eredivisie Saison gegen den PEC Zwolle, als er für den verletzten Amin Younes eingewechselt wurde. Sein erstes Tor war zugleich ein sehr wichtiges, denn er rettete seinem Team beim 1:1 Unentschieden gegen den FC Groningen am 5. März 2017 einen Punkt. Genauso schnell wie er quasi aus dem Nichts kam, kämpft er nun um einen Stammplatz in Ajax' erster XI und sollte mit dem Abgang Bertrand Traore's zu Olympique Lyon keine so schlechten Karten in der neuen Saison besitzen. Doch warum spielt er trotz seines jungen Alters schon so eine wichtige Rolle beim holländischen Rekordmeister?

Stärken: Justin Kluivert ist zwar nur 1,71m groß, aber dafür unheimlich antrittsstark und schnell. Zudem verfügt er über einen niedrigen Körperschwerpunkt und ein extrem trickreiches Dribbling, was es großgewachsenen gegnerischen Verteidigern schwer macht, gegen ihn überhaupt in den Zweikampf zu finden. Wenn er attackiert, dann sucht er meist das direkte Dribbling und behält dort auch oftmals durch sein Trickreichtum die Oberhand. Er bewegt sich zu meist an der Außenlinie, um dann nach erfolgreichem Dribbling den Ball in den Sechzehner zu Flanken oder diesen eben mit seinem starken Linken mit viel Effet aufs Tor zu befördern.

Dank dieser Spielweise sind ihm in nur 14 Ligaspielen 16 Schlüsselpässe gelungen, die anschließend zu Großchancen führten! Dieser Wert ist für einen Flügelstürmer seines Alters herausragend! Doch falls er in den defensiven Zweikampf muss, dann ist er eine ebenfalls schwer zu nehmende Hürde. Selbst in der EL konnte er eine beeindruckende Zweikampfquote von 52 % erlangen. Absolut ungewöhnlich für einen Flügelstürmer! Viele junge Offensivspieler vernachlässigen gerne mal die defensiven Aufgaben, doch nicht so der Rechtsaußen, welcher unermüdlich daran arbeitet, auch in der eigenen Hälfte zusammen mit dem Flügelverteidiger die Gegner zu doppeln. 

Kombinationsstark, beidfüßig & flexibel

Seine enge Ballführung gepaart mit seinen physischen Attributen erlaubt es ihm, sich blitzschnell um seinen Gegenspieler zu drehen. Bietet man ihm nur kleinste Lücken an, so erfasst er diese blitzschnell und startet explosiv in diese Räume. Spielerisch ergänzt er sich durch ein sehr präzises Kurzpassspiel (Passquote in der Eredivisie: 82%) exzellent mit seinen Teamkameraden. Vor allem liebt er kurze und schnelle Doppelpässe mit denen er sich Raum verschafft, aber auch als passiver Part seinen Mitspielern diesen ermöglicht. Zudem konnte er in 14 Eredivisie Einsätzen zwei Mal einnetzen und vier Tore vorbereiten, was zeigt, dass er trotz seines Alters schon ein entscheidender Faktor ist. 

Seine technischen Fähigkeiten kombiniert mit seiner Beidfüßigkeit machen ihn zu einem flexiblen Flügel, der ebenso über die linke Außenbahn kommen kann. Darüber hinaus besitzt der junge Niederländer eine ausgezeichnete Schusstechnik, die ihn auch aus der Distanz zu einem Prüfstein für jeden Torhüter macht.

Schwächen: Leider fehlt es ihm noch an Physis, da er sich noch zu oft körperlich vom Ball trennen lässt und auch leicht bei taktischen Fouls zu Boden geht. Dies bekam er vor allem im Europa League Viertelfinal-Rückspiel gegen Schalkes Sead Kolasinac zu spüren, als er gegen ihn seine körperlichen Grenzen aufgezeigt bekam. Dies ist für so einen jungen Spieler aber völlig normal. In der Zukunft kann er durch gezieltes Krafttraining daran arbeiten. Momentan gleicht er dieses Defizit mit seinem niedrigen Körperschwerpunkt aus, da er blitzschnell die Richtung ändert und der Gegner ihn erst gar nicht fassen kann. 

Zudem war Kluiverts Passquote in der Europa League mit nur 60 % um einiges schwächer als in der Eredivisie, was sich dennoch mit seiner fehlenden internationalen Erfahrung begründen lässt. Dass der Mandant von Mino Raiola mit 1,71m keinen Faktor in der Luft darstellt, sollte den Leser nicht wirklich überraschen. Ein weiteres Defizit stellen seine Flanken dar, da diese zu selten einen Abnehmer finden.

Prognose: Justin Kluivert könnte noch etwas Zeit benötigen, um sich voll und ganz in der Eredivisie zu etablieren, denn mit Ajax' Rekordtransfer David Neres besitzt er trotz des zu Lyon abgewanderten Bertrand Traore immer noch harte Konkurrenz um die Position des Rechtsaußen. Amin Younes hat den Verein bis dato noch nicht verlassen und scheint links gesetzt zu sein. Doch mit 18 Jahren besitzt er diese Zeit auch und von daher kann er sich ohne Druck weiterentwickeln und irgendwann zu einem Flügelstürmer auf europäischem Topniveau reifen. 

Mit seinem enorm trickreichen Dribbling und seinen physischen Qualitäten besitzt er zweifellos die Anlagen dazu. Der Youngster meinte in einem Interview, dass er in die Fußstapfen seines Vaters beim FC Barcelona treten möchte. Er besitzt große Ambitionen und wenn er sich weiterhin so rasch entwickelt, dann gibt es keinen Grund, warum auch er das nicht erreichen sollte.

Autor: Florian Först || Stand: 14.08.2017

 
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